Sonntag, 25. Juli 2010

Ernst-Happel-Stadion und 30 Grad im Schatten

In den letzten Wochen gab es in Wien wahres Kaiser­wetter. Nahezu unge­trüb­ter Sonnen­schein und hoch­sommer­liche Tem­pera­turen brach­ten die Men­schen in der Stadt ordent­lich zum Schwitzen (und den Wiener Frei­bädern vermut­lich Rekord­ein­nahmen). Auch vergan­genen Mitt­woch ließ Petrus reich­lich Sonne auf Wien scheinen und das Queck­silber in den Thermo­metern über die 30-Grad-Marke klettern. Ange­sichts der Glut­hitze entschied ich mich für einen kürzeren Spazier­gang als sonst und besichtigte Öster­reichs größtes Stadion, das Ernst-Happel-Stadion.

















Mit der U-Bahn ging es (in zum Glück gut klima­ti­sier­ten Wag­gons) zuerst zur End­station der U2: "Stadion". Von dort aus sind es nur wenige Schrit­te zur im Prater befind­lichen Sport­arena.

































Das Stadion wurde nach Plänen des deutschen Archi­tek­ten Otto Ernst Schweizer (1890-1965) errich­tet und nach 23-mona­tiger Bau­zeit am 11. Juni 1931 im Rahmen der 2. Arbeiter­olym­pi­ade eröf­fnet. Die ellipsen­för­mige Dach­kon­struk­tion, mit einer Aus­kra­gung von ca. 50 Metern zur Stadion­mitte, stammt aus dem Jahr 1986. Das denk­mal­ge­schützte Bau­werk hat als ein­ziges öster­rei­chisches Stadion von der UEFA das Prädi­kat "Fünf-Sterne-Stadion" erhal­ten.

Die Arena fasst rund 50.000 Zuschau­er; bei Kon­zer­ten können bis zu 19.000 Rasen­plätze hin­zu­kom­men. Das Fassungs­vo­lu­men des Beton­ovals wurde mehr­mals ver­ändert – der Besucher­re­kord mit über 90.000 Zuschau­ern stammt aus den 1960er Jahren.
 
















Das öster­rei­chische Nati­o­nal­sta­di­on hieß ursprüng­lich und bis zum Jahr 1992 Prater­stadion. Nach dem Tod von Ernst Happel (1925-1992), dem inter­na­ti­o­nal bekann­tes­ten Fuß­ball­spieler und Trainer Öster­reichs nach 1945, wurde das Stadion nach dem "Wöd­masta" im Titel­sam­meln benannt.

















Das Ernst-Happel-Stadion ist vor allem als Austra­gungs­ort für Fuß­ball­spiele bekannt. Im Stadion wurden u.a. bedeu­tende Länder­spiele der öster­rei­chischen Nati­o­nal­mann­schaft, Derbys zwischen den Wiener Tradi­ti­ons­ver­einen Rapid und Austria sowie Mitropa- und Europapokalspiele aus­ge­tragen. Drei­mal war es Schau­platz eines Europa­cup­finales der Landes­meister (1964, 1987, 1990); 1970 fand hier das Finale des Europa­po­kals der Pokal­sieger statt. Im Jahr 1995 war die Arena Austra­gungs­ort des End­spiels der Cham­pi­ons League.

Im Zuge der Fuß­ball-Europa­meister­schaft 2008, deren Gast­geber­länder Öster­reich und die Schweiz waren, fanden die drei Gruppen­spiele der öster­rei­chischen Nati­o­nal­mann­schaft, zwei Viertel­final­spiele, ein Halb­final­spiel und das Final­spiel im Ernst-Happel-Stadion statt. Am 29. Juni 2008 kürte sich Spanien mit einem 1:0-Sieg über Deutsch­land in Wien zum Europa­meister.

Auch außer­halb des Stadions kommt man am Thema "Fuß­ball" nicht vorbei...



















Nun aber höchste Zeit, um auch einen Blick in das Stadion zu werfen...
































Sollte man angesichts der heißen Tem­pe­ra­tu­ren "ver­schwitzt" haben, wo man sich befin­det, bieten ver­schie­denste Hin­weise im Stadion sicher­lich Abhil­fe:
































Menschenleere Ränge, wie zum Zeit­punkt meiner Besich­ti­gung, kön­nen nicht den rich­tigen Ein­druck vom Stadion vermit­teln. Daher zum Ver­gleich eini­ge Bil­der, die ich anläss­lich des EM-Gruppen­spiels Öster­reich gegen Deutsch­land am 16. Juni 2008 auf­ge­nom­men habe:

































Wirkt doch gleich anders, oder?

















Das Motto der EM 2008 "Erlebe Emo­ti­onen" traf mehr als zu. Das öster­rei­chische Fan­meer in Rot und die deutsche Fan­gemein­de in Weiß fieber­ten mit ihren Mann­schaften mit...

































Leider gelang bei der EM 2008 keine Wieder­ho­lung des "Wunders von Córdoba". Deutsch­land gewann durch ein Tor von Michael Ballack mit 0:1. Zur Erklä­rung für alle Nicht-Fuß­ball-Fans und Nicht-Öster­reicher: Bei der Welt­meister­schaft von 1978 schlug Öster­reich im argen­ti­nischen Córdoba den amtie­renden Welt­meister Deutsch­land mit 3:2. Legen­där wurde nicht nur das Spiel selbst, son­dern auch der emo­ti­onale Live-Bericht durch den Sport­re­por­ter Edi Finger senior. Hier ein Aus­zug des berühm­ten Kommen­tars nach dem öster­rei­chischen Sieges­tor:

Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor! I werd' narrisch! Krankl schießt ein – 3:2 für Öster­reich! Meine Damen und Herren, wir fallen uns um den Hals; der Kollege Rippel, der Diplom-Ingenieur Posch – wir busseln uns ab. 3:2 für Öster­reich durch ein groß­ar­tiges Tor unseres Krankl. Er hat olles über­spielt, meine Damen und Herren. Und warten S' noch a bisserl, warten S' no a bisserl; dann können wir uns viel­leicht a Vier­terl geneh­migen. Also das, das musst mit­er­lebt haben. (...) I glaub jetzt hammas gschlagn! (...) Noch woll'n ma nix verschrei­en. (...) Und jetzt ist auuus! Ende! Schluss! Vorbei! Aus! Deutsch­land geschla­gen, meine Damen und Herren, nach 47 Jahren kann Öster­reich zum ersten Mal wieder Deutsch­land besie­gen!

















Neben den Sport­stät­ten (ein Haupt­spiel­feld, 11 Trainings­plätze und Leicht­athletik­an­lagen) beher­bergt das Ernst-Happel-Stadion auch die Büros mehrerer Magis­t­rats­ab­tei­lungen (MA) der Stadt Wien, so das Sport­amt, die MA 51.

















Durch die Unter­brin­gung der Büros im Stadion kommen die Magis­t­rats­ab­tei­lungen zu etwas ungewöhn­lichen Adres­sen z.B.: MA 67 – Referat Parko­meter­strafen, 1020 Wien, Meierei­straße 7, Ernst-Happel-Stadion, Sektor B.

















Nun aber genug von der Hitze – es geht zurück zur U-Bahn. Bei meinem nächsten Stadion-Besuch möchte ich jeden­falls wieder die Spieler am Fußballfeld schwitzen sehen...

Samstag, 3. Juli 2010

Donaukanal @ night

Treue Leserinnen und Leser der ersten Blog­stunde wissen, wie sie unfertig ausgesehen hat: die Schiffs­station "Wien City" am Donau­kanal. Dieser Tage wurde das auf Stelzen erbaute Drei-Etagen-Bauwerk nun finali­siert. Das neue High­light an der "kleinen Donau" ist nicht nur Anlege­stelle der Twin City Liner und DDSG-Ausflugs­schiffe, sondern bietet mit dem "Motto am Fluss" auch kulina­rische Genüsse auf 700 m².


Betreiber des künf­tigen Hotspots ist der steiri­sche Gastro­nom Bernd Schlacher, der auch für die Wiener Szene­lokale "Motto", "Halle", "Kunst­halle am Karls­platz" und das „Motto Catering" verant­wort­lich zeichnet.


Die offizielle Eröff­nung des Schiffs­termi­nals findet Mitte Juli statt, doch bereits am Abend des 1. Juli stieg das rauschende Sommer­fest eines TV-Vermark­ters, im Zuge dessen die impo­sante Anlege­stelle in blaues Licht getaucht wurde.


Die brandneue Schiff­sstation und der Donau­kanal von der Schweden­brücke aus gesehen:


Blick von der Schweden­brücke in Rich­tung Urania: Vor Anker liegen die zwei Twin City Liner, die von Friedens­reich Hundert­wasser gestal­tete MS Vindo­bona (ganz rechts im Bild) und das eben­falls blau beleuch­tete Bade­schiff Wien.


An heißen Sommer­tagen finden die Gäste des Bade­schiffs Abküh­lung im 30 Meter langen Pool. Für deren leib­liches Wohl sorgt Spitzen­koch Christian Petz im Restau­rant "Holy-Moly".

Bild: Eingang zum Bade­schiff und Sonnen­deck bzw. (zu dieser Zeit wohl eher) "Mond­deck" …


Die Wiener Urania bei Nacht:




Blick von der Oberen Donau­straße über den Donau­kanal: Das hell erleuch­tete Hoch­haus links im Bild ist der Media Tower der News-Verlags­gruppe (Archi­tekt: Hans Hollein). Der 70 Meter hohe Büro­turm ist am Beginn der Tabor­straße gegen­über der Innen­stadt situiert und markiert damit den Ein­gang zum 2. Bezirk.


Der Media Tower sticht vor allem durch seine kühne Schräg­lage hervor und findet sich archi­tek­to­nisch in bester Gesell­schaft: Die Hoch­haus-Silhouette am Leo­pold­städter Ufer des Donau­kanals prägen zudem das IBM-Haus und der UNIQA Tower. Eine weitere inte­ressante "Land­mark" stellt ab Novem­ber 2010 ein 75 Meter hohes Luxus­hotel dar, das zur­zeit vis-á-vis des Media Towers errich­tet wird (Archi­tekt: Jean Nouvel).

Zu Ende dieses Posts bleibt mir nur noch – mit den Worten von Rain­hard Fend­rich – zu fragen: "Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen?"